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Schriftspracherwerbsprozess erwachsener Migrantinnen und Migranten mit unterschiedlichen Literalitätsgraden

Projektleitung

Supervision
Thomas Studer

Team

(Santi Guerrero Calle Projektleiterin bis August 2021)
(Romeo Wasmer Mitarbeiter bis Januar 2022)

Dauer
01.2021 - 12.2024
Stichworte
Kompetenzen, Migration, Erwerb
Beschreibung

Die Erforschung des Schriftspracherwerbs erwachsener Migrantinnen und Migranten sowohl ohne oder mit geringen literalen Kompetenzen (Analphabetinnen und Analphabeten) als auch mit Kompetenzen in einem nicht-lateinischen Schriftsystem (Zweitschriftlernende) weist nach wie vor grosse Lücken auf und wird vergleichsweise selten untersucht. Dies, obwohl aus der jahrelangen Fachdiskussion zum Thema ‘Literalitätsgrade Erwachsener’ hervorgeht, dass die herkömmliche Unterscheidung von sog. ‘Alpha-Typen’ (z.B. ‘primärer Analphabet’) nicht zweckdienlich ist. Aufgrund fehlender empirischer Überprüfungen sowie der spärlichen konzeptuellen Literatur in diesem Bereich lassen sich die verschiedenen ‘Alpha-Typen’ kategoriell nicht trennscharf beschreiben und systematisch vergleichen, was zu erheblichen Problemen u. a. hinsichtlich der Planung von Fördermassnahmen führt. Dabei steht die Frage nach der Dauer von Alphabetisierungsprozessen häufig im Mittelpunkt.

Die aktuelle Lehrpraxis im Bereich des Schriftspracherwerbs von Personen mit unterschiedlichen Graden literaler Kompetenzen in DaZ basiert denn auch zurzeit mehr auf Annahmen und Erfahrungen als auf wissenschaftlichen Grundlagen. Dies hat zur Konsequenz, dass die Einstufung dieser Personen in Sprachkurse, und einhergehend damit die Einteilung in ‘Alpha-Typen’ von beträchtlicher Unsicherheit geprägt sowie teilweise wenig zuverlässig und zudem für die Sprachförderung nicht wirklich hilfreich ist.

Vor diesem Hintergrund zielt dieses Projekt darauf ab, typische Verläufe des Schriftspracherwerbs in DaZ entlang folgender Forschungsfragen zu erforschen und zu beschreiben:

1. Wie entwickelt sich die Schriftsprache erwachsener Migrantinnen und Migranten mit unterschiedlichen Literalitätsgraden in Deutsch als Zweitsprache längerfristig?

2. Wie lassen sich die ‘Alpha-Typen’ Empirie-basiert, transparent, aussagekräftig und praxistauglich darstellen?

Ziel - Erwartete Resultate

Es soll ein innovativer Beitrag zur Schriftspracherwerbsforschung bei erwachsenen Migrantinnen und Migranten geleistet werden, und zwar mit Blick auf die Nutzung und Weiterentwicklung von Grundsätzen und Erkenntnissen des diagnostischen Testens bei der Zielgruppe.

Für die Praxis sollten die Projektergebnisse eine sachgerechte und differenziertere Unterscheidung von ‘Alpha-Typen’ durch die evidenzbasierte Beschreibung von unterschiedlich ausgeprägten schriftsprachlichen Kompetenzen (Literalitätsgraden) bei erwachsenen Migrantinnen und Migranten ermöglichen.

Basierend auf den Ergebnissen dieses (notwendigerweise) grundlagenorientierten Projekts könnte in einem Anschlussprojekt die Entwicklung und Erprobung eines prognostisch validen und gleichzeitig praktikablen Diagnoseinstruments für Lernende mit unterschiedlichen Entwicklungsständen im Schriftspracherwerbsprozess an die Hand genommen werden. Leitend für die Konstruktion eines solchen Instruments wäre dessen Funktionalität bzw. seine Verwendungszwecke: Mithilfe des Diagnoseinstruments sollten prognostisch valide Aussagen zur Frage möglich werden, wie lange Personen mit unterschiedlichen Literalitätsgraden benötigen, um ein bestimmtes schriftsprachliches Deutschniveau zu erreichen.