Internationale und Schweizer Studien belegen, dass frühe Sprachförderung im Kontext von Angeboten früher Bildung eine positive Auswirkung auf den Bildungserfolg hat. Mit Sicht auf die Forschungslage, und die Herausforderungen des Praxisfeldes, bestehen jedoch viele offene Fragen, für die ein Bedarf an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen besteht. Etwa die Gestaltung der Transition von der Familie in ein Angebot der frühen Bildung, z.B. in die Kita. Praxiserfahrungen zeigen, dass die Eingewöhnung für Kinder und Eltern mit geringen Kenntnissen der Lokalsprache anspruchsvoller ist und die Interaktionen zwischen Fachpersonen und Eltern erschwert sind.
Im Forschungsprojekt soll daher ein Beitrag zur Generierung neuen Wissens für die Akteur:innen in Politik, Verwaltung, Bildung und Praxis erfolgen. Ausgehend von den aktuellen Herausforderungen werden im Projekt folgende Hauptfragestellungen ins Zentrum gerückt:
- Wie gestalten Fachpersonen den Eingewöhnungsprozess in der Kita mit Kindern und ihren Eltern mit geringen Kenntnissen der Lokalsprache?
- Welche sprachlichen Praktiken und pädagogischen Settings unterstützen Kinder und Eltern im Eingewöhnungsprozess?
Das Projekt wird mittels ethnographischer Fallstudien, die den Eingewöhnungsprozess untersuchen, realisiert. Feldbesuche in den teilnehmenden Kitas während des Eingewöhnungsprozesses beinhalten teilnehmende Beobachtung, kurze Interviews mit einer Fachperson, die als Bezugsperson die Eingewöhnung verantwortet und nach dem in der Kita etablierten Konzept oder situativ arbeitet, sowie Gespräche mit Eltern, welche über geringe Kenntnisse der Lokalsprache verfügen. Es sind Fallstudien mit Kitas vorgesehen, die unterschiedliche Konzepte für die Eingewöhnung anwenden. Die ethnographischen Beobachtungen in den Kitas werden ergänzt durch Dokumentenanalysen (explizierende und strukturierende Inhaltsanalyse nach Mayring und Einbezug ökosystemische Perspektive) und Follow-up Besuche einige Monate nach der ersten Beobachtung.
Die Erkenntnisse aus dem Projekt werden mittels Praxismaterialien, Broschüren mit good practice Fallbeispielen und Weiterbildungen in die Praxis übertragen. Wesentlich für die Implementierung des Transfers ist es, dass Kitas im Rahmen einer internen Weiterbildung ihr Eingewöhnungskonzept erarbeiten und optimieren können, um den Bedürfnissen von Kindern und Eltern mit geringen Kenntnissen der Lokalsprache besser zu entsprechen. Aus diesem Grund wird vorgesehen, Weiterbildungen günstig zur Verfügung zu stellen. Schlüsselpersonen wie pädagogische Leitungen oder Kita-Leitungen sollen weitergebildet werden, damit sie entsprechende Prozesse der Konzeptentwicklung in ihren Kitas anregen können.
Als Praxismaterialien soll eine Broschüre mit Fallbeispielen vorgesehen werden, die eine gelungene Eingewöhnung, unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit der Kinder und Eltern, erreichten. Diese dienen als good practice Fallbeispiele (anonymisiert). Zum Praxistransfer werden zudem Podcasts, Instagram und Impulsveranstaltungen (online, überregional) für Fachpersonen und Verantwortliche herangezogen.